Biographie

Kräuterpfarrer Johann Künzle

3. Sept. 1857

Johann Künzle wurde als 12. und jüngstes Kind geboren in Hinterespen bei St. Gallen. Sein Bürgerort war Gossau / SG. 7 Geschwister waren schon verstorben.

1865

Begann die 1. Primarschule in St. Fiden (St. Gallen). In „E rücheri Zit“ erinnert sich Johann an seine Jugendzeit. Ein langer Schulweg, Milchvertragen auf dem Weg zur Schule und ungleiche Behandlung durch die Schulobrigkeit.

1868

Starb sein Vater.

1870

Johann trat in das Knabenseminar Gymnasium St. Georgen bei St. Gallen ein.

1874

Aufhebung des Knabenseminar St. Georgen
Übertritt ins Kollegium Einsiedeln zu den Benediktiner.

1877

Collège du Saint – Esprit in der Universitätsstadt Löwen in Belgien studierte J. Künzle Theologie und Philosophie. Das Studium war teuer. Er finanzierte es mit Klavierunterricht und Korrespondenz für zahlreiche Schweizer Zeitungen.

1880

Im Sommer kehrte Johann nach Hause und pflegte seine Mutter bis zur Genesung
Im Herbst tritt er ins Priesterseminar St. Georgen ein.

2. April 1881

Bischof Greith weihte ihn zum Priester
Primiz am Ostertag in der Kathedrale von St. Gallen
Nach 3 Tagen musste er sofort nach Gommiswald, um die vakante Stelle zu besetzen.

1881

Johann Künzle wurde Kaplan in Mels.

1883

Kaplan in der toggenburgischen Gemeinde Kirchberg.

1885

In der Bergpfarrei Libingen wird Johann Künzle Pfarrer.
Die Leute waren auf medizinische Selbstversorgung angewiesen, weil die Ärzte und Spitäler weit weg waren. Den Pfarrer rief man oft zur ersten Hilfe. So sammelte Pfarrer Künzle seine ersten Erfahrungen mit Heilpflanzen.

1890

Pfarrer in Amden
Er übernahm die Redaktion „Pelikan“ und „Emanuel“. Sein frischer Schwung, sein unnachahmlicher Stil der Schriften sollen bahnbrechend gewesen sein. Die Abonnentenzahlen verzeichneten unter seiner Redaktion grossen Zuwachs.

1893

Pfarrer Künzle zog mit seiner Mutter nach Feldkirch
Hier leitete er den Pelikan-Verlag der „Generaldirektion der Priester der Anbetung des allerhl. Sakraments für die Schweiz, Österreich-Ungarn, Deutschland“. Der Verlag gab 4 Zeitschriften heraus, „Eucharistia“ (Auflage 11’000), Emanuel (Auflage 15’000), „Pelikan“ (Auflage 100’000) sowie die Monatsschrift für Kinder „St. Michael“ (Auflage 100’000 Exemplaren).
Betreut nebenbei die Pfarrei Buchs SG.

1. Juli 1898

Pfarrer Künzle übernahm als erster Pfarrherr nach der Reformation die Gemeinde Buchs. Er war sehr geschätzt. Die junge Pfarrei profitierte in finanzieller Hinsicht viel von diesem ausserordentlich dynamischen und intelligenten Pfarrer Künzle, denn er arbeitete unentgeltlich und kaufte das Pfarrhaus, die Glocken, Monstranz, Ziborium und die Kreuzwegstationen. Er liess das Grundstück für das zukünftige Pfarrhaus auf seine Kosten renovieren.

1907

Pfarrer Künzle kam nach Herisau. Auf einer Gant erwarb er das Medizinalkräuterbuch von Medizinprofessor Dr. Jakob Theodor Tabernaemontani (Hüttenberg) aus der Pfalz. Nach 2 Jahren war der ganze umfangreiche Inhalt sein sicheres geistiges Eigentum.

1909 – 1920

War er als sechster Pfarrherr in der ab 1881 selbständigen Pfarrei Wangs tätig.
Für Pfarrer Künzle war es immer wichtig dem ganzen Menschen zu dienen. So hatte er sich nebst dem Seelenwohl und der Gesundheit, auch um das materielle Wohl seiner Pfarreimitglieder gekümmert.

1911

Erschienen Pfarrer Künzles Broschüren „Chrut und Uchrut“ und „Kräuteratlas“.

1912/13

Lässt Pfarrer Künzle im Buchholz aus runden Steinen eine Grotte bauen, als Gebetsstätte bei Tierseuchen.

24. November 1912

Erteilten ihm die Wangser Ortsbürger das Ehrenbürgerrecht.

1913

Eröffnete A. Freuler dank Pfarrer Künzle das Kurhaus Bad Wangs. Es ist das heutige Institut „Santa Maria“.

24. März 1914

Pfarrer Künzle führte den ersten Kräutermarkt in Wangs durch. Es war richtig, dass Pfarrer Künzle hier in Wangs und Umgebung die Kräuter sammeln liess, denn er hatte festgestellt, dass die Kräuter im Föhngebiet bedeutend stärker sind als jene im Bereich des Nordwindes.

1918

Als die gefürchtete Grippe wütete und der Tod überall die Sense schwang, kämpfte der Pfarrer Künzle mit Kräutertee gegen den „unheimlichen Gesellen“, dem es nicht gelang, dem „Wunderdoktor“ auch nur einen einzigen Patient abspenstig zu machen.

1918 – 1974

Pfarrer Künzle’s Volkskalender (Jahrbuch)

16. August 1920

Umsiedlung nach Zizers im Kanton Graubünden durch den Rat vom Dr. Georgius Schmid von Grüneck, Bischof von Chur.

30. April 1922

In der neuen Heimat fehlte es nicht an Patienten, wohl aber am Verständnis der Behörden des Kantons Graubündens. Er wurde wegen seiner Hilfe an den Kranken gebüsst, und gelehrte Kreise sprachen im Zusammenhang mit der Kräuterheilmethode von Aberglauben und Pfuscherei, denn einige Ärzte fürchteten um ihre Existenz und die Behörden um ihr Ansehen. Es kam zur berühmten Abstimmung über die Heilkräuterinitiative im Kanton Graubünden. Das Volk sprach sich eindeutig für die Kräuterheilkunde aus.

1922

Noch gaben sich die Gegner des Kräuterpfarrers nicht geschlagen, hofften sie doch, der „Wunderdoktor“ würde durch das von ihnen aufgestellte Examen fallen. Als der 65-jährige Pfarrer für das Examen vorgeladen war, fragte der Prüfling die hohen Herren, ob er die Fragen auf lateinisch oder griechisch beantworten solle, womit er die Examinatoren nicht schlecht in Verlegenheit brachte. Johann Künzle bestand die Prüfung mit einem brillantem Ergebnis. Die Konsultationen beim Pfarrer waren kurz und bündig. Nach seinen Methoden und der grossen Erfahrung stellte er die Krankheit fest und gab die entsprechenden Ratschläge.Seine täglichen Spaziergänge haben seiner unermüdlichen Schöpfungskraft den notwendigen Ausgleich gegeben. Er hatte jedes Kraut und jede Pflanze und deren Heilkraft gekannt. Mit diesen Kenntnissen machte er seine legendäre Teemischungen und Naturpräparate.

1939

Die Firma „Kräuterpfarrer Künzle AG“ wurde gegründet.

1945

Das grosse Kräuter-Heilbuch war in der 1. Auflage erschienen (war in 36 Sprachen erhältlich).

9. Januar 1945

Am Abend ist Pfarrer Künzle in seine Hauskapelle gegangen um dem Herrgott gute Nacht zu sagen. In der Nacht vom 8. auf den 9. Januar 1945 starb Pfarrer Künzle in seinen Heim Helios (Sonnenschein) mit 87 Jahren.

11. Januar 1945

Sein Wunsch war in seiner letzten Seelsorgegemeinde Wangs begraben zu werden. Pfarrer Hüppi von Valens sprach die letzten feierlichen Gebete. Bei grimmiger Kälte wurde Pfarrer Künzle mit grosser Anteilnahme in den hartgefrorenen Boden des Friedhofs in Wangs begraben. Das monumentale Grabmal schuf Prof. Fiorenzo Abbondio, der Gatte von der Nichte Christine Künzle.

1954

Das Unternehmen siedelte nach Minusio (Locarno) über.

1980

Die AG wurde in eine Stiftung umgewandelt, die mit dem Gewinn des Unternehmens wohltätige Organisationen unterstützt.

1997

Herr Stefano Airoldi erwarb alle Rechte der Marke Pfarrer Künzle.

2007

Die Firma Ars Vitae AG in Itingen führt die Marke Kräuter-Pfarrer Künzle weiter.